Fleisch auftauen
Zweinutzungshühner werden meistens gefroren verkauft – vor dem Zubereiten muss man das Fleisch also zunächst auftauen. Es gibt zwei empfehlenswerte Möglichkeiten: Hat man genügend Zeit, gibt man das gefrorene Huhn in den Kühlschrank und lässt es dort langsam und schonend auftauen. Kleinere Stücke sind nach einem halben Tag aufgetaut, ein ganzes Huhn braucht etwa 24 Stunden. Wenns schneller gehen muss, gibt man das vakuumierte Fleisch in ein mit kaltem (!) Wasser gefülltes Gefäss. Ein ganzes Huhn ist nach etwa 6 Stunden aufgetaut, kleinere Stücke nach 1-2 Stunden. Noch schneller geht es, wenn man das Wasser zwischendurch wechselt. Wenn man das Huhn ohnehin in Salzlake, Buttermilch-Marinade o.ä. einlegen möchte, kann man das Auftauen und Einlegen kombinieren und das Fleisch in gefrorenem Zustand direkt in die Lake/Marinade legen.
Was man nicht tun sollte: das Fleisch in warmem Wasser auftauen, das Fleisch bei Zimmertemperatur auftauen oder mit der Zubereitung beginnen, solange das Fleisch noch nicht vollständig aufgetaut ist.
Thermometer
Für gute Resultate bei der Zubereitung von zarten Fleischstücken ist ein präzises Fleisch-Thermometer unabdingbar. Bei einer Hühnerbrust machen wenige Grad und Sekunden den Unterschied zwischen «noch ein bisschen roh», «perfekt» und «fest und trocken». Niemand kann mit den Fingern ertasten, ob eine Brust eine Kerntemperatur von 58°C, 65°C oder 70°C erreicht hat oder mittels Fleischgewicht und Ofentemperatur irgendwie berechnen, wie lange es dauert, bis eine gewünschte Garstufe erreicht ist. Die Anschaffung eines guten Thermometers mit digitaler Sofort-Anzeige (z.B. ein Thermapen One) ist nebst einem scharfen Messer eine der wichtigsten Investitionen, wenn man mit Geflügel (und generell mit Fleisch) kocht.
Lebensmittelsicherheit/Kerntemperaturen
Um beim Verzehr von Hühnerfleisch ein Gesundheitsrisiko praktisch vollständig auszuschliessen, sollte man das Fleisch gemäss offiziellen Empfehlungen auf eine Kerntemperatur von 72°C erhitzen. Beim Erreichen dieser Temperatur sind 99.99999% allfällig vorhandener, potenziell gesundheitsschädlicher Mikroorganismen wie zum Beispiel Salmonellen oder Campylobacter abgetötet. Allerdings ist zartes Hühnerbrustfleisch bei dieser Temperatur aus kulinarischer Sicht ebenfalls so gut wie «tot», sprich: trocken und fest. Für ein zartes und saftiges Resultat empfehlen wir, Brustfleisch auf eine tiefere Kerntemperatur von 62–65°C zu erhitzen, auf keinen Fall auf über 70°C. Mit der exakt gleichen Zuverlässigkeit wie bei 72°C können Mikroorganismen auch schon bei deutlich tieferen Temperaturen abgetötet werden, wenn man die jeweilige Temperatur für eine gewisse Zeit hält (65°C: 5 Minuten, 62°C: 15 Minuten). Selbst wenn die jeweilige Temperatur weniger lang gehalten wird, ist der Konsum noch immer sehr sicher (Abtötung von über 99% allfällig vorhandener Keime). Wir selbst nehmen dieses minim höhere Risiko in Kauf für den nur durch die tiefere Temperatur ermöglichten Genuss. Jede Person muss für sich selber entscheiden, wie sie das handhaben möchte (Menschen, die einer Risikogruppe angehören, gehen besser auf Nummer sicher). Wichtiger als die Kerntemperatur-Frage scheint uns der Umgang mit dem Fleisch vor der Zubereitung: rohes Hühnerfleisch darf weder direkt noch indirekt über irgendwelche Küchen-Utensilien in Kontakt kommen mit anderen Lebensmitteln, die roh gegessen werden. Schneidbretter, Messer etc. sollten nach Gebrauch immer sehr heiss mit Spülmittel abgewaschen werden, bevor sie für irgendetwas anderes verwendet werden.
«Normale» Rezepte adaptieren
Wenn man die Prinzipien der Zubereitung von Fleisch von Zweinutzungshühnern verstanden hat, kann man sich natürlich auch an regulären Hühnerfleisch-Rezepten orientieren, sofern sich die darin angewandten Zubereitungs-Methoden grundsätzlich für Zweinutzungshühner eignen (siehe unten). Dabei muss man beachten, dass heutige Rezepte an das Fleisch von Hochleistungs-Masthühnern angepasst sind und deshalb nicht 1:1 auf das Fleisch von Zweinutzungshühnern angewandt werden können. So muss etwa für die Schenkel mit einer teilweise deutlich längeren Garzeit gerechnet werden, als im Rezept angegeben. Umgekehrt verhält es sich bei Rezepten zum Kurzbraten der Brust, da verkürzt sich die Garzeit wegen der geringeren Dicke der Zweinutzungshuhn-Brust. Man kann sich also auf keinen Fall auf die in Rezepten angegebenen Zeiten verlassen, sondern muss immer selber prüfen, ob das Fleisch den optimalen Garpunkt erreicht hat. Nicht vergessen darf man die teilweise zwingend notwendige Vorbehandlung des Fleisches mit Salz, also etwa das Einlegen in Salzlake/Marinade, wenn man ein Brathuhn zubereiten oder Schenkel kurzbraten will. Während ein Schmorgericht auch mit ungesalzenem Fleisch ganz gut wird, sollte man gar nicht erst versuchen, aus einem ungesalzenem Zweinutzungshahn ein Brathuhn zuzubereiten – besser verschiebt man seine Pläne fürs Abendessen um einen Tag und gönnt dem Hahn das notwendige zartmachende Bad!